Die degenerative lumbale Spinalkanalstenose
Die degenerative Spinalkanalstenose der Lendenwirbelsäule stellt eine verschleißbedingte Einengung des Wirbelkanals dar. Es handelt sich hierbei vor allem um eine Alterskrankheit, die zu den häufigsten behandlungspflichtigen Wirbelsäulenerkrankungen des älteren Patienten gehört.
Epidemiologie und Ätiologie
Die Inzidenz der symptomatischen lumbalen Spinalkanalstenose wird mit 2-10% beziffert. Der Häufigkeitsgipfel der behandlungspflichtigen lumbalen Spinalkanalstenose liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr mit etwa gleicher Geschlechterverteilung.
Einteilung:
- Zentrale Stenose
- Laterale (Rezessus-) Stenose
- Neuroforamenstenose
Ätiopathogenetisch spielen bei der degenerativen lumbalen Spinalkanalstenose folgende Strukturen eine Rolle:
- Die Bänder zwischen den Wirbelbögen
- Die oberen Gelenkfortsätze
- Die Bandscheiben
- Die Gefäße
Diagnostik
1. Anamnese
Der typische Patient mit einer lumbalen Spinalkanalstenose beklagt Beschwerden im Rücken mit Ausstrahlung über das Gesäß in die Beine im aufrechten Stand mit einer Verstärkung beim Gehen, die zu einer Begrenzung der Wegstrecke führt. Die Beschwerden können dabei von Schmerzen über Missempfindungen bis hin zum belastungsabhängigen Schwächegefühl in den Beinen reichen.
Im Sitzen und im Liegen bestehen wenig Beschwerden, auch das Radfahren wird typischerweise als problemlos möglich beschrieben. Ein weiteres Symptom können nächtliche Wadenkrämpfe sein.
Typische Merkmale der lumbalen Spinalkanalstenose:
- Älterer Patient
- Nach vorne gebeugter Stand/Gang
- Verschlimmerung der Rücken- /Beinbeschwerden beim Stehen und Gehen
- Problemloses Radfahren
2. Klinische Untersuchung
- Gangbild
- Neurologische Untersuchung
- Pulsstatus
- Untersuchung der Wirbelsäule und der Hüftgelenke
- Wichtigste Differentialdiagnosen:
• Periphere arterielle Verschlusskrankheit pAVK
• Polyneuropathie
• Koxarthrose
3. Bildgebende Verfahren
- Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsäule in 2 Ebenen
- Magnetresonanztomografie
- ggf. Computertomografie
Konservative Therapie
Physiotherapie
Im Mittelpunkt der krankengymnastischen Übungsbehandlung stehen entlordosierende (Flexionsgymnastik) und muskelstabilisierende Maßnahmen. Die Patienten sind zu ermutigen, ein reges Radfahr- und Ergometertraining aufzunehmen, was typischerweise gut toleriert wird. Es wirkt entlordosierend, muskelstabilisierend, fördert die allgemeine Fitness und unterstützt eine in vielen Fällen anzuratende Gewichtsreduktion.
Medikamentöse Schmerztherapie
1. Paracetamol, Novaminsulfon oder nichtsteroidale Antiphlogistika
2. danach schwache Opioide wie z. B. Tilidin, Tramadol
3. zuletzt starke Opioide wie z.B. Oxycodon oder Fentanylpflaster
4. Zusätzlich können Antikonvulsiva wie z. B. Gabapentin oder Pregabalin zur Dämpfung der neuropathischen Komponente verordnet werden.
Wirbelsäulennahe Injektionsbehandlung
Ziel: lokale antientzündliche Therapie
Zur Anwendung kommen Infiltrationen der Facetten- und Kreuz-Darmbein-Gelenke sowie epidurale Injektionen oder sakrale Umflutungen.
Operative Therapie
Die relative Indikation zur operativen Therapie ergibt sich bei konservativ therapieresistenten und Lebensqualität einschränkenden Beschwerden, die in Einklang mit der Bildgebung stehen.
Eine absolute Indikation liegt bei funktionell relevanten neurologischen Defiziten.